Tafel 26
Tafel vorlesen lassenKrieg – Segen oder Gericht Gottes? (Katalog 28)

Durch Hitlers Erpressung der Tschechoslowakei im Sommer 1938 (Sudetenkrise) geriet Europa an den Rand eines Krieges. In dieser Situation empfahl die Leitung der Bekennenden Kirche den Gemeinden, einen Bittgottesdienst für den Frieden am 30. September 1938 zu halten.
Dieser Gebetsgottesdienst war einer der ganz wenigen kirchlichen Versuche, die Kriegstreiberei des eigenen Volkes und das Schweigen der Christen zu kritisieren.
Der Dahlemer Pfarrer Fritz Müller war als Vorsitzender der "Vorläufigen Kirchenleitung der BK" mitverantwortlich für den Bittgottesdienst am 30.9.1938. Er war auch einer der wenigen, die ihn trotz der scheinbaren Friedenssicherung durch das "Münchner Abkommen" vom 29.9.1938 gehalten haben (in Dahlem). Daraufhin wurde er zusammen mit den anderen Mitgliedern der BK-Leitung, Martin Albertz, Hans Böhm und Bernhard-Heinrich Forck, als Vaterlandsverräter beschimpft und aus dem Kirchendienst entlassen. Auch der Dahlemer Gemeindekirchenrat verweigerte ihm danach die Amtsausübung in seiner Gemeinde.

30. September 1938

"Lasset uns Gott unsere Sünde bekennen
und im Glauben an unseren Herrn Jesum Christum
um Vergebung bitten:
Herr, unser Gott,
wir armen Sünder bekennen vor Dir die Sünde
unserer Kirche,
ihrer Leitung,
ihrer Gemeinden
und ihrer Hirten.
Durch Lieblosigkeit haben wir den Lauf Deines Wortes
oft gehindert,
durch Menschenfurcht Dein Wort
oft unglaubwürdig gemacht.
Wir haben ein falsches Evangelium
nur zu sehr geduldet.
Wir haben nicht so gelebt,
daß die Leute unsere guten Werke sehen
und Dich preisen konnten.
Wir bekennen vor Dir die Sünden unseres Volkes.
Dein Name ist ihm verlästert,
Dein Wort bekämpft,
Deine Wahrheit unterdrückt worden.
Öffentlich und im Geheimen
ist viel Unrecht geschehen.
Eltern und Herren werden verachtet,
das Leben verletzt und zerstört,
die Ehe gebrochen,
das Eigentum geraubt
und die Ehre des Nächsten angetastet.
Herr, unser Gott,
wir klagen vor Dir diese unsere Sünden
und unseres Volkes Sünden.
Vergib uns
und verschone uns mit Deinen Strafen.
Amen."

Auszug aus der Gebetsliturgie der Bekennenden Kirche für den 30. September 1938.

Pfarrer Fritz Müller verantwortete die Gebetsliturgie der bekennenden Kirche am 30.9.1938 Aus einem Artikel der SS-Zeitung „Das schwarze Korps“ zur Gebetsliturgie der Bekennenden Kirche.

Pfarrer Fritz Müller verantwortete die Gebetsliturgie der Bekennenden Kirche am 30.9.1938

Aus einem Artikel der SS-Zeitung "Das schwarze Korps" zur Gebetsliturgie der Bekennenden Kirche.

1939

Die offizielle Kirche, das heißt die dem Staat hörigen Kirchenleitungen bemühten sich während des gesamten 2. Weltkrieges, die Kriegspolitik der Hitlerregierung "religiös" zu unterstützen. Beispielhaft dafür ist ein Gebet des "Geistlichen Vertrauensrates der Deutschen Evangelischen Kirche", dem untere anderen auch der Hannoversche Landesbischof Marahrens angehörte, zum Erntedankfest 1939 und zum Polenfeldzug:

In tiefer Demut und Dankbarkeit
beugen wir uns am heutigen Erntedankfest
vor der Güte und Freundlichkeit unseres Gottes.
Wieder hat er Flur und Feld gesegnet,
daß wir eine reiche Ernte
in den Scheunen bergen durften;
wieder hat er seine Verheißung
an uns wahr gemacht,
daß er uns Speise geben wird zu seiner Zeit.
Aber der Gott,
der die Geschichte der Völker lenkt,
hat unser deutsches Volk
in diesem Jahr noch mit einer anderen,
nicht weniger reichen Ernte gesegnet.
Der Kampf auf den polnischen Schlachtfeldern ist beendet.

..............................

Wir danken ihm,
daß er unsern Waffen
einen schnellen Sieg gegeben hat.
Wir danken ihm,
daß uralter deutscher Boden
zum Vaterland heimkehren durfte ...
Wir danken ihm,
daß jahrhundertealtes Unrecht
durch das Geschenk seiner Gnade zerbrochen
und die Bahn freigemacht ist
für eine neue Ordnung der Völker,
für einen Frieden der Ehre und Gerechtigkeit …
Wir loben Dich droben,
Du Lenker der Schlachten,
und flehen,
mögst stehen uns fernerhin bei
.

Gebet des "Geistlichen Vertrauensrates der Deutschen Evangelischen Kirche" zum Erntedankfest 1939 und zum Polenfeldzug.

Einmarsch der deutschen Truppen in Prag am 15. März 1939. Entgegen dem Münchner Abkommen besetzte Deutschland die ganze Tschechoslowakei. Einmarsch der deutschen Truppen in Polen am 1. September 1939.

Einmarsch der deutschen Truppen in Prag am 15. März 1939. Entgegen dem Münchner Abkommen besetzte Deutschland die ganze Tschechoslowakei.

Einmarsch der deutschen Truppen in Polen am 1. September 1939.

Erich Klapproth, Pastor der Bekennenden Kirche, gefallen 1943, bringt in seinen Gedichten die Not vieler zum Kriegsdienst eingezogener Christen zum Ausdruck. Erich Klapproth war eine der wichtigsten Leitfiguren der Dahlemer Jugendlichen.

Wir tragen noch die Weihe

Wir tragen noch die Weihe
zum Dienst am Heiligtum,
doch kämpfen wir aus Treue
für Deutschlands Glück und Ruhm.

Wir predigen das Leben -
und schicken in den Tod!
Das mag uns Gott vergeben!
Uns macht das große Not.

Wir predigen die Liebe -
und haben einen Feind.
Obwohl die güldne Sonne
auf Gut und Böse scheint.

Einst segneten die Hände, -
jetzt senden sie das Blei.
Ist erst der Krieg zu Ende,
dann sind sie wieder frei!

Doch dürfen sie sich falten
inmitten mancher Schlacht;
Du König der Gewalten,
gib Licht in unserer Nacht!

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