Seit dem 17. Juni 1933 lud Martin Niemöller jeden zweiten Montagabend zu "Katechismusstunden" ein, später "offene Abende" genannt. Anfänglich fanden sie im Pfarrhaus statt; als die Zahl der Teilnehmer zu groß wurde, ging man ins Gemeindehaus. Im ersten Teil des Abends hielt er Bibel- und Katechismusunterricht, im zweiten Teil berichtete er über den Stand des Kirchenkampfes.
Nach Niemöllers Verhaftung führte Fritz Müller diese Abende als "Geschlossene Versammlungen für Mitglieder der Bekenntnisgemeinde" weiter. Nur Inhaber der "roten Karte" hatten Zutritt; sie war der Mitgliedsausweis der Bekennenden Gemeinden. Die Aufnahme in die Bekennende Gemeinde musste beim Bruderrat beantragt werden. |
|
|
"Rote Karten", Mitgliedsausweise der Bekenntniskirche |
Martin Niemöller, Fritz Müller, Franz Hildebrandt. Die Dahlemer Pfarrer Niemöller, Müller, Hildebrandt und Röhricht hatten wesentlichen Anteil daran, dass in Dahlem eine Bekenntnisgemeinde entstand. Hildebrandt, Geschäftsführer des Pfarrernotbundes, beteiligte sich auch an der Gemeindearbeit, z.B. durch "Konfirmandenunterricht für Erwachsene" und Kindergottesdienst. |
1936
Die Preußische Bekenntnissynode in Breslau beschloss im Dezember 1936, den Konfirmandenunterricht in den Gemeinden der Bekennenden Kirche auf zwei Jahre zu verlängern. Es sollte ein Gegengewicht zu dem zunehmenden nationalsozialistischen Einfluss in den Schulen geschaffen werden. In Dahlem wurde dies nur von Müller und von Niemöller praktiziert. Röhricht fühlte sich zu dieser Zeit schon nicht mehr an die Entscheidungen der Bekenntnissynoden gebunden; erste Differenzen machten sich bemerkbar. |
|
|
Konfirmanden von Pfarrer Niemöller 1936 |
Konfirmation 1936 in Dahlem |
1937
Nach dem ersten Juli 1937, das heißt nach Niemöllers Verhaftung, wurden die bis dahin nur gelegentlichen Fürbittgottesdienste für inhaftierte Pfarrer und Laien zu einer festen abendlichen Veranstaltung. Jeden Abend um 18:00 Uhr trafen sich die Mitglieder der Bekenntnisgemeinde in der Annenkirche zu einem Gottesdienst. Diese Gottesdienste wurden von Bekenntnispfarrern abgehalten. In ihrem Verlauf wurde auch eine namentliche Fürbittliste verlesen, die manchmal noch während des Gottesdienstes geändert wurde, weil Entlassungen oder Neuverhaftungen bekannt wurden.
Daneben gab es im November 1937 im kleineren Kreis die täglichen Morgenwachen, die nach Kriegsbeginn fast nur noch von Laien gehalten wurden und fester Bestandteil des Gemeindelebens waren. |
|
|
Bericht der Neuen Züricher Zeitung vom 9.4.1934 über das Dahlemer Gemeindeleben. Niemöllers Gottesdienste in der Jesus-Christus-Kirche waren regelmäßig überfüllt. |
Aus den Mitteilungen des Evangelischen Pfarramtes Dahlem (1934 – 1938 (Collage) |